Wer bestimmt, was zu viel ist und was zu wenig?
In meiner Kindheit galt ich wahrscheinlich als Sonderling, denn ich war ein ungewöhnliches Kind: Ich habe schon immer gerne aufgeräumt! Und als ordnungsliebender Mensch genieße ich noch heute Ordnung und fühle mich darin wohl. Bei uns Zuhause ist es zwar ordentlich, aber nicht immer blitzsauber. Aufräumen finde ich klasse, Putzen kann ich nicht leiden. Für mich sind Ordnung und Sauberkeit zwei verschiedene Paar Schuhe.
Wenn mich Menschen das erste Mal Zuhause besuchen, schauen sie sich meistens neugierig um und stellen dann fest: „Hier ist es voll ordentlich und so bunt!“ Stimmt, Farben bereichern ebenfalls mein Leben, ich mag es aufgeräumt und farbenfroh.
Blicke ich mich in der Wohnung meiner Schwester um, begegnet mir das genaue Gegenteil. Auf den Schränken und Kommoden stehen überall Fotos, Andenken und zahlreiche Gegenstände. Auf dem Boden verteilt liegen Bücher, diverse Teppiche, Sitzwürfel, Kissen und Decken. Das ist ihr persönlicher Wohnstil, ihr Geschmack, so will sie leben und hier fühlt sie sich wohl. Das ist die Hauptsache!
Ordnung ist subjektiv
Vorweg also gleich das Entscheidende: Ordnung fühlt sich für jede(n) anders an und jede(r) hat seinen eigenen Maßstab. Gut so! Was dem einen chaotisch erscheint, ist für die andere völlig in Ordnung. Damit will ich sagen: Ordnung ist total subjektiv!
Es geht auch niemals um richtig oder falsch, perfekt oder misslungen, sondern darum, sich in oder mit seiner eigenen Ordnung wohlzufühlen. Ordnung soll nicht (be-) herrschen, sie soll befreien und das Leben erleichtern. Und wie viel Ordnung jemand braucht oder wie viel Unordnung jemand verkraftet, hängt oft mit der eigenen, prägenden Lebensgeschichte zusammen.
Übertriebene Ordnung
Beispielsweise ob wir die Vorstellungen von Ordnung von unseren Eltern und Großeltern übernommen haben – vielleicht ohne großartig darüber nachzudenken. Oder ob in unseren Köpfen immer noch altehrwürdige Verknüpfungen von Ordnung und Moral bestehen: Nur wer ordentlich ist, ist gut und brav, wer unordentlich ist, ist böse und sollte sich schämen.
Und besonders ein übertriebener, steriler oder gar schikanöser Ordnungssinn erzeugt bei vielen Menschen heftigen inneren Widerstand. Speziell bei dem negativ belegten Begriff der „deutschen Ordentlichkeit“ stellen sich die Nackenhaare hoch und ein mieses klumpiges Gefühl bleibt im Magen zurück.
In manchen Lebensphasen kann ein übertriebener Drang nach äußerer Ordnung auf eine innere Unordnung hindeuten. Klärt sich dieser Zustand und kehrt die emotionelle Balance zurück, verschwindet ein Ordnungstick oftmals von allein.
Ich persönlich bin der Meinung, zu viel Ordnung und ein überhöhter Anspruch auf perfekte Ordnung setzen uns nur unnötig unter Druck und lassen Gemütlichkeit und Lebensfreude außen vor. Das braucht niemand.
Ordnung und Kreativität
Albert Einstein äußerte sich z.B. über Ordnung ehr geringschätzend: „Ordnung braucht nur der Dumme, das Genie beherrscht das Chaos.“
Brauchen wir also mehr Unordnung, damit unser Geist und unsere Kreativität besser gefördert werden? Studien belegen, dass zu viel Ordnung die Kreativität hemmen kann. So behauptet Siegfried Preiser, Professor an der Psychologischen Hochschule Berlin, in einer Publikation von 2017, „dass Unordnung Assoziationen auslösen und so Ideen entstehen können.“ Bei einem Experiment produzierten die Probanden in einem chaotischen Zimmer deutlich mehr kreative Ideen als in einem ordentlichen Zimmer.
Doch auch hier sei die Frage erlaubt: Was ist für wen chaotisch?
Was genau ist Chaos?
Die Empfindung von Chaos ist ebenfalls individuell – was Chaos zu Chaos macht, ist das überwältigende und überfordernde Gefühl. Wenn alles um einen herum zu viel ist, wenn die Masse einen förmlich erdrückt und schon lange nicht mehr zu handhaben ist. Chaos ist laut Wikipedia „ein Zustand von vollständiger Unordnung oder Verwirrung“.
Befinden wir uns bereits mittendrin im Durcheinander, bringen wir oft nichts mehr zustande und sind wie gelähmt. Ist das noch förderlich?
Ich denke, wer kreativ sein und arbeiten will, darf seine räumliche Umgebung nicht unterschätzen. Denn wir wissen seit langem, dass sie uns enorm beeinflusst, sowohl positiv als auch negativ. „Mache deine Räume zu deinen Verbündeten“, sagt die Feng Shui Expertin Kerstin Schulenburg und gibt dazu wertvolle Tipps in ihrem Blog Leben mit Rückenwind.
Lösen wir uns aus dem Chaos, wirkt das oftmals wie ein erfrischender, riesengroßer Kreativitätsschub. Ist alles Unnötige beseitigt, die Umgebung geordnet, die Gedanken geklärt und der Kopf frei, werden wir wieder schöpferisch, einfallsreich und phantasievoll. Ordnung schafft Frei-Raum!
Wie viel Ordnung brauchen wir?
Klare Antwort: Darauf gibt es keine klare Antwort. „Jeder Jeck ist anders“ und ich kenne keine Generalanleitung für die richtige Dosis an Ordnung.
So braucht der eine oder die andere
- das kunterbunte Durcheinander als Wert-Stoff für Anregungen
- die Ordnung als Ruhe für anspruchsvolles Nachdenken
- den Wechsel der Zustände für die größte Schaffenskraft
- den Minimalismus gegen äußere Reizüberflutung und Zerstreuung
- schlicht ein gesundes Mittelmaß an Ordnung.
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Folglich stellt sich also die ausschlaggebende Frage: Wo genau liegt IHR persönliches, goldenes Ordnungs–Maß? Wie hoch haben Sie Ihre Ordnungsmesslatte gesteckt? Wünschen Sie sich vielleicht einen entspannten Umgang mit der eigenen Ordnung und auch der von anderen? Schlägt bei Ihnen Fülle schon in Überfüllung oder Überforderung um?
Ab wann hindert Sie zu viel Kram am konzentrierten effektiven Arbeiten?
Mein Tipp: Nehmen Sie sich in Ruhe ausreichend Zeit, das herauszufinden. Experimentieren Sie mit dem Ausmaß oder Grad Ihrer Ordnung und entdecken Sie für sich, wie viel Ordnung oder eben Unordnung Ihnen (noch) wohltut.
Ordnung und Mitbewohner
Zum Schluss noch ein kurzer Aspekt: Haben Sie herausgefunden, wie viel oder wie wenig Ordnung Sie persönlich in Ihrem Leben brauchen, stehen Sie dazu! Vertreten Sie Ihr Bedürfnis nach Ordnung vor sich und anderen, selbst wenn andere Ihre Ordnungsvorstellungen belächeln. Legen Sie Ihre Standpunkte offen, diskutieren Sie, finden Sie Kompromisse und bitte vermeiden Sie fortwährende Streitigkeiten. Mir ist bewusst, dass das Ordnungsthema zu Konflikten in Beziehungen führen kann.
Das Leben ist zu kurz für Chaos – gemeinsam schaffen wir Ihr ureigenes Ordnungsformat, indem SIE sich rundum wohlfühlen. Rufen Sie mich einfach an: 06126-991575.