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ADS und Ordnung

In einem Wohnzimmer stehen viele Möbel und diverse Einkaufstüten. Es sieht chaotisch aus.

Für ADS-Betroffene ist Aufräumen eine Herausforderung

Bei den allermeisten AD(H)S-lern ist der Kampf gegen das Chaos ein lebenslanger Kampf – den es mit Heiterkeit und Würde zu führen gilt!“

So beginnt ein Artikel über ADS und Ordnung, den ich kürzlich gelesen haben. Darin wird deutlich, dass sich Menschen mit einem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom schwer tun mit der lieben Ordnung. Selbstorganisationstechniken und die oberste Regel „tu es gleich“ sollen für Abhilfe sorgen. Aber vor allem auch das Setzen von Prioritäten – mein Lieblingshinweis, wenn es ums Aufräumen geht.

Vor gar nicht langer Zeit konnte ich einer Neukundin (mit ADS) durch eine virtuelle Startberatung per Handy weiterhelfen. Sie zeigte mir ihre gesamte Wohnung (inklusive Keller), und ich gab ihr Tipps und Anleitungen, wie sie ihre Räume am besten strukturiert und aufräumt. Und womit sie anfangen sollte.

Da machte es wohl auf einmal Klick bei ihr! „Wenn der Knoten geplatzt ist, ist er geplatzt. Dann klappt es auch für eine ADS-lerin wie mir mit dem Aufräumen“, eröffnete sie mir begeistert. Klasse!

Sie bot mir liebenswürdigerweise an, einen Erfahrungsbericht zu schreiben, der ihre Sichtweise der Aufräumproblematik und Empfindungen bezüglich unserer Zusammenarbeit widerspiegelt. Vielen lieben Dank dafür!

Aufräumprobleme und ADS

Meine Kundin erzählt:

„Corona hat für mich viele Gesichter. Eines davon war die Erkenntnis, dass mein häusliches Chaos nicht durch zu wenig Zeit entstand, sondern durch… ja, durch was denn eigentlich?

Dieser Frage kam ich alleine einfach nicht auf den Grund. Für mich war immer klar, es kann nur Zeitmangel sein: Ich bin alleinerziehend mit einer 18jährigen Tochter, arbeite Vollzeit, hatte eine wirklich anstrengende Zeit im Job, eine Tumor-OP an der Schilddrüse und habe zusätzlich noch ADS, genau wie meine Tochter. Außerdem habe ich noch meinen Mischlingsrüden, mit dem ich leidenschaftlich laienhaft dem Hundesport fröne. Immer nach dem Motto: Irgendwas ist immer.

Ich arbeite als Assistentin der Geschäftsleitung und dort ist mein Arbeitsplatz wie geleckt, meine Ablage sorgfältig gepflegt und gehegt, ich habe den Überblick über alles und erledige zuverlässig die (Lohn-) Buchhaltung (die nun wirklich Verantwortung und Sorgfalt bedeutet).

Warum geht auf der Arbeit Ordnung, aber nicht zu Hause?

Besuch habe ich kaum empfangen. Das fiel nicht groß ins Gewicht, da ich zum Glück Freunde habe, die sowieso lieber Gäste bei sich empfangen, als woanders hinzugehen. Aber blöd, sich immer Ausreden für kurze Stippvisiten auszudenken, war es schon.

Ich habe durchaus unter dem Chaos gelitten, aber die ganze Zeit lieber schlecht damit gelebt, als meine noch schlechteren Versuche Ordnung zu schaffen, fortzuführen. Sooo schlimm ist es ja nicht und wenn ich mal Urlaub und richtig Zeit habe, gehe ich das an, habe ich mir gesagt.

Durch Corona hatte ich aber plötzlich Zeit und war deutlich mehr zu Hause. Mein bisheriges „Verdrängen“ klappte immer weniger. Zusätzlich hatte ich die Erkenntnis, dass es wohl doch nicht der Zeitmangel war, und damit den Frust, dass ich mich nicht mal kurz aufraffen kann, diese paar Sachen zu erledigen. Oft war da auch der Gedanke: Ach, das ist so viel, jetzt brauchst Du auch nicht mehr anzufangen. Oder immer gerne genommen: Heute muss ich mich erst einmal entspannen, aber morgen, da stehe ich früh auf und dann lege ich los…

Aufräumhilfe für Menschen mit ADS

Mitten in der Nach kam mir ein Gedanke – es gibt doch heutzutage für ALLES eine Dienstleistung, es gibt doch bestimmt nicht nur „Putzhilfen“, sondern auch „Aufräumhilfen“! Vielleicht geht es mit einem Schubs von außen besser.

Nach Bemühen einer bekannten Suchmaschine fand ich tatsächlich diverse Seiten – wirklich „angesprungen“ hat mich gleich die von Frau Eberle. Ich mochte und mag ihre wertfreie Offenheit bei dem Thema, ich habe aus ihrer persönlichen Geschichte herauslesen können, dass sie mit Herz bei den Kunden ist.

Der Kontakt war schnell und unkompliziert hergestellt, nur für den Start mussten wir uns wegen Corona etwas kreatives ausdenken – und auch hier bin ich begeistert von der Flexibilität von Frau Eberle. Sie hat mich genau da abgeholt, wo ich nun mal stehe. ADS-typisch ist es bei mir so, wenn ich etwas tun möchte, aber nicht sofort anfangen kann, verliere ich schnell wieder das Interesse. Das Zeitfenster ist also relativ kurz.

Unser Video-Chat per Handy war eine Offenbarung!

Mit viel Humor und Einfühlungsvermögen hat sich Frau Eberle virtuell durch meine Wäscheberge, meine herumstehenden Einkaufstüten, meinen zwischengelagerten Sperrmüll und Verpackungsmüll gearbeitet.

Ordentliche Tipps und Erkenntnisse

Ich habe grundsätzlich kein Problem damit, mich von Dingen zu trennen, aber ich fand einfach keinen Anfang, stand mir auch selbst im Weg. Sperrmülltermin – 2 mal ausgemacht, jedes Mal vergessen, die Sachen rauszustellen. Für den Punkt „Pappe zum Wertstoffhof bringen“, fand ich immer eine Ausrede – zeitlich zu knapp, zu warm, zu kalt, zu müde und und und und. Ich hatte sowieso das Gefühl, es wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein, also kann ich es ja auch gleich lassen.

Mein Keller (eigentlich perfekt, ebenerdig und groß) war längst zum „aus den Augen aus dem Sinn Raum“ verkommen und ziemlich voll gestopft mit Müll, den wir von oben nach unten verlagert haben.

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Vor einem Esszimmertisch liegen diverse Gegenstände, eine Matratze mit Hund, ein Staubsauger und viele Tüten. Unordnung hat sich breit gemacht.

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Ich war erstaunt über die Erkenntnis, dass ich den falschen Platz am falschen Ort habe. Ein Beispiel: Ich brauchte eigentlich einen Vorratsschrank, habe aber nur Platz in offenen Regalen im Wohnzimmer. Natürlich fülle ich diese nicht mit Reis und Nudeln. Ein gebrauchtes Küchenbuffet schuf hier direkt Abhilfe. 😊

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Der Esszimmertisch ist aufgeräumt, ein leeres Bufet ist zu sehen und ein freistehender Schaukelstuhl. Platz und Ordnung im EZ.

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Oder auch die Erkenntnis, dass ich zwar theoretisch Platz für alle Schuhe im Schuhregal habe, dieser Platz aber so auf den Millimeter genau ausgenutzt ist, dass es im Alltag unrealistisch ist, diesen jedes Mal so sorgfältig einzuräumen, wie es nötig wäre. Hier habe ich mein Schuhregal mit Hilfe von alten Obstkisten einfach in der Höhe erweitert, so dass wir unsere Schuhe nun einfach „reinknallen“ können.

Ordnung bringt seelische Freiheit

Auch war mir nicht klar, wieviel seelische Freiheit ich gewinne, wenn ich in einer großen Aktion alles an Pappe und Sperrmüll (mithilfe des Hängers eines Freundes) selbst zum Wertstoffhof karre.

Einen AHA-Moment hatte ich, als mir im Gespräch mit Frau Eberle klar wurde, dass ich meine Wohnung intuitiver betrachten muss:

  • Warum sammelt sich die Post immer im Flur auf dem erstbesten Möbelstück?
  • Ist das dafür überhaupt geeignet?
  • Warum hängen im Sommer Winterjacken an der Garderobe? 
  • Und was tun eigentlich speziell Teenager, wenn die Müll- oder Wäschetonnen voll sind? Natürlich, lieber stapeln sie, als ginge es um den Turmbau zu Babel, anstatt einfach kurz Abhilfe zu schaffen.

All diese Ideen und Erkenntnisse kamen aus einem 90-minütigen Gespräch mit Frau Eberle.

90 Minuten, die mir ein so großes Stück Lebensqualität und Vertrauen in mich selbst zurückgegeben haben, dass ich endlich mein Herzenswunschprojekt erfüllen konnte – der Einzug von einem Welpen. 😊

Ich kann nur jedem raten, sich bei einem Problem jemanden zu suchen, der sich damit auskennt. Worte können nicht ausdrücken, was diese 90 Minuten mit Frau Eberle mir bedeuten.“ ENDE

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Nochmals vielen lieben Dank für diesen Bericht und das wunderbare Feedback, das mich riesig freut und mir viel bedeutet.

Wollen Sie sich auch in punkto persönlicher Ordnung weiterhelfen lassen? Sie erreichen mich unter 06126-991575.